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Eduard (Prinz von Wales) – Edwards (Amelia Blandford)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eduard VI.'
kirchliche Neuerung, die 1549 eine große Empörung zum Ausbruch brachte. Somersets schwer erschütterte Stellung benutzte sein Rivale, Graf Warwick, der spätere
Herzog von Northumberland (s. d.), ihn zu stürzen (Okt. 1549). Der neue Machthaber
blieb in religiösen Dingen auf der betretenen Bahn und brachte einen von Somerset mit wenig Glück gegen Frankreich geführten Krieg zum Abschluß. Die Reformation
erhielt ihren weitern Ausbau durch das umgearbeitete Gebetbuch und die 42 Glaubensartikel. Vor allem strebte Northumberland danach, seine fast absolute Macht auch
über das hinschwindende Leben des jungen Königs hinaus zu sichern, er brachte ihn zur Unterzeichnung einer Thronfolgeordnung, die, entgegen der seines Vaters, die
Nachfolge seiner Schwestern Maria und Elisabeth umstieß und an ihre Stelle die Nachkommen von Heinrichs VIII. jüngerer Schwester Maria setzte. Mit der Trägerin von
deren Rechten, Jane Grey (s. d.), hatte Northumberland seinen Sohn vermählt. Aber es gelang Maria I., diese Intrigue sofort zu durchbrechen, als
ihr Bruder 6. Juli 1553, 15 J. alt, gestorben war. E. hatte nur den Namen für die Herrschaft einzelner Mächtiger gegeben, aber trotz vieler Wirren und Unfälle ist
unter ihm Grundlegendes geschaffen worden für die kirchliche Reformation, der auch das Herz des königl. Knaben in Frömmigkeit ergeben war. – Vgl. Froude,
History of England, Bd. 5 (Lond. 1881); Maurenbrecher, England im Reformationszeitalter, Bd. 1 (Düsseld. 1866); Ranke, Engl.
Geschichte, vornehmlich im 17. Jahrh. (3. Aufl., 9 Bde., Lpz. 1877–79).
Eduard, Prinz von Wales, nach seiner Rüstung «der schwarze Prinz» genannt, der älteste Sohn Eduards III.
von England, war 15. Juni 1330 geboren. Er bewährte seine kriegerische Tüchtigkeit namentlich in den Kriegen seines Vaters
gegen Frankreich, zuerst schon als 16jähriger Jüngling 1346 in der Schlacht bei Crécy. 1355 erhielt er als Statthalter von Aquitanien den Oberbefehl über ein Heer,
das von Bordeaux aus vorgehen sollte, jedoch bestand der ganze Feldzug nur in einer greuelvollen Verwüstung Südfrankreichs; 1356 verrichtete er dafür seine
glänzendste Waffenthat durch den Sieg bei Maupertuis über eine große franz. Übermacht. 1362 wurde er zum Fürsten von Aquitanien und der Gascogne erhoben und hielt
glänzenden Hof zu Bordeaux und Angoulême. 1367 griff er entscheidend in die Kämpfe um den castil. Thron ein (s.
Peter der Grausame von Castilien), aber durch den Heereszug in Schulden gestürzt und zu großen
Geldanforderungen genötigt, erregte er Unzufriedenheit in seinen Landen, die Karl V. von Frankreich benutzte, um E. zur Rechtfertigung wegen dieser Klagen vor sein
Gericht zu laden. Damit führte er 1369 den neuen Ausbruch des Krieges herbei. Siegreich drangen die franz. Truppen vor, Limoges öffnete ihnen die Thore. E., seit
dem Zug nach Spanien von unheilbarem Siechtum befallen, erschien vor der Stadt, er selbst in einer Sänfte getragen, und strafte sie nach der Einnahme mit
erschreckender Grausamkeit (1370). Es war seine letzte und wenig rühmliche Kriegsthat. Noch traf ihn der schmerzliche Schlag, daß sein ältester sechsjähriger Sohn
E. starb. Selbst ein dem Tode verfallener Mann, kehrte er 1371 nach England heim und nahm noch, auf der Seite des Hauses der Gemeinen stehend, teil an deren
Vorgehen gegen die Hofpartei unter seinem Bruder Lancaster. Er starb 8. Juni 1376 zu Westminster ↔ und wurde zu Canterbury bestattet. Sein Sohn
war der König Richard II. – Vgl. die Litteratur zu Eduard III. und G. P. R. James, History of the life of Edward the Black Prince
(Lond. 1822); Pauli, Aufsätze zur engl. Geschichte (Lpz. 1869).
Eduard (portug. Duarte), König von
Portugal (1433–38), Sohn Johanns I. des Unechten, welcher 1383 das neuburgund. Königshaus begründet hatte, geb. 1391, war ein
hochsinniger, feingebildeter Fürst und suchte die Macht des Adels zu schwächen, indem er verordnete, daß alle verschenkten Krongüter beim Aussterben des
Mannsstammes der Besitzer an die Krone heimfallen sollten. Sein Bruder, Prinz Heinrich der Seefahrer, setzte die schon zur Zeit des Vaters begonnenen Entdeckungen
der Portugiesen an der afrik. Küste fort, doch nicht so sehr mit den Mitteln des Staates, als aus den des Christusordens, dessen Großmeister er war.
Edukation (lat.), Erziehung; Edukātor, Erzieher; Edukationsrat,
Schulrat.
Edúkt (lat.), im Gegensatz zu Produkt solche Stoffe, die in einem der Bearbeitung
unterliegenden Material bereits fertig gebildet enthalten sind, während Produkte erst durch die Bearbeitung entstehen. Das Gold ist ein E. der Aufbereitung
goldführender Gesteine, der Ring ist ein Produkt der Goldschmiedekunst.
Edulkoration, Edulkorieren (neulat.), Aussüßen, technisch-chem.
Operation, gleichbedeutend mit Auswaschen (s. d.) und Auslaugen (s. d.).
E-dur (ital. mi maggiore; frz.
mi majeur; engl. e major), die Dur-Tonart, bei der f, c, g, d um einen halben Ton erhöht
werden, also 4 ♯ vorgezeichnet sind; die parallele Moll-Tonart ist Cis-moll. (S. Ton und
Tonarten.)
Eduzieren (lat.), erziehen.
Edw., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Henri
Milne-Edwards (s. d.).
Edward, engl. Namensform für Eduard.
Edwards, Amelia Blandford, engl. Schriftstellerin und Ägyptologin, geb. 1831 zu London als Tochter eines Offiziers, begann ihre
Schriftstellerlaufbahn sehr früh mit Beiträgen zu Zeitungen und Zeitschriften. Ihr erster Roman «My brother's wife» erschien
1855. Dann folgten: «Hand and glove» (1859), «Barbara's history» (3 Bde., 1864 u.ö.),
«Half a million of money» (3 Bde., 1865; neue Aufl. 1868), eine Sammlung kleinerer Erzählungen u.d.T.
«Miss Carew» (3 Bde., 1865); «Debenham's vow» (1870),
«In the days of my youth» (3 Bde., 1873, eine Novellensammlung), «Monsieur Maurice» (3 Bde.,
1873) und «Lord Brackenbury» (3 Bde., 1880;. fünfmal übersetzt), ihr bestes Werk. Daneben machte E. sich auch als
Jugendschriftstellerin bekannt durch «A summary of English history» (1856; neue Aufl. 1878),
«An abridgment of French history» (1858; neue Ausg. 1880) und die Erzählungen
«The young marquis» (1857) und «Story of Cervantes» (1862).Ihre Reisen beschrieb sie in
«Untrodden peaks and unfrequented valleys; a midsummer ramble in the Dolomites» (1873) und
«A thousand miles up the Nile» (1877, mit 80 eigenen Illustrationen; 2.Aufl. 1888). Mit Professor S. Poole und Sir E. Wilson
veranlaßte sie 1883 die Gründung des «Egypt Exploration Fund», studierte die altägypt. Denkmäler und wurde dafür Ehrendoktor
der Universität Columbia (Neuyork). Ihre Aufsätze erschienen besonders in der «Academy». Als Dichterin trat sie in den
«Ballads» (1865) auf; ferner stellte sie «A poetry-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 725.